16.08.2021

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titelProfessor Tschernow, ein sowjetischer Astronom, forscht nach dem Wesen der Schwerkraft. Eines Tages entdeckt er einen Asteroiden, dessen ungewöhnliches Verhalten dem bekannten Gravitationsgesetz widerspricht. 

Der Raketenflugzeugkonstrukteur Iwan Nesterowitsch Burdin, Tschernows Assistentin Swetlana und der Pilot Igor Lobanow werden mit dem Raketenflugzeug »UdSSR 118« ausgesandt, um den Asteroiden einzuholen und zu untersuchen. Eine abenteuerliche Verfolgungsjagd durch den Weltraum beginnt.

Die Kosmonauten geraten dabei in das Schwerkraftfeld des Uranus. Plötzlich stoppt ein eigenartiger Stoß die »UdSSR 118«, der Antrieb setzt aus, und das Raketenflugzeug fällt auf den Uranus zu.

02 Beratung vor dem FlugGroßer LokatorStart

Igor und Swetlana springen mit Fallschirmen ab. Burdin zögert und steigt noch einmal in die »UdSSR 118« zurück. Da sieht er den rätselhaften Asteroiden heranfliegen: Es ist ein Weltraumschiff von einem anderen Stern!

Mit Hilfe einer geheimnisvollen Energie bewirken die Fremdlinge, dass die »UdSSR 118« unversehrt auf dem Uranus landet. Dort nehmen sie Burdin gefangen.

Igor und Swetlana gelangen per Fallschirm auf die Uranusoberfläche und irren hier mehrere Stunden durch tief verschneites Gebiet und entdecken sogar ein Meer aus gefrorenem Sauerstoff. Schließlich werden auch sie von den außerirdischen Raumfahrern aufgegriffen und in deren Raumschiff gebracht.

03 Schwerelosigkeit07 Igor und Swetlana auf Uranus07 Die Fremden entfuhren Igor und Swetlana

Die Fremden beherrschen eine Technologie mit der Gedanken in Bilder umsetzt werden können. So erfahren die drei Kosmonauten, dass die Außerirdischen aus dem Sonnensystem des Sirius kommen, von einer Welt mit dem Namen Luiada. Schon über zwanzig Jahre irren sie durch das Weltall auf der Suche nach einer neuen Heimat. Denn sie wurden von ihrem Heimatplaneten verbannt, vermutlich wegen eines Verbrechens.

07 Die Gedankenlesetechnik der Fremden (© Adelhelm Dietzel)

Die Technologie der Luianer ist der der Erde unermesslich überlegen. Die Fremden können künstliche Gravitationsfelder erzeugen und die Entfernungen zwischen den Sternen überwinden.

Die Gedankenbilder der irdischen Raumfahrer gefallen den Fremdweltlern anscheinend nicht. Besonders deren Anführer Saiba verhält sich danach sehr abweisend. Die drei Kosmonauten bleiben in Gefangenschaft der Luianer.

Igor gelingt es, das Vertrauen zweier Außerirdischer zu gewinnen. Laoa und Iuea sind von den Bildern der Erde sehr angetan und berichten den Kosmonauten, dass sie schon als Kinder ihren Heimatplaneten verlassen mussten. Die Beiden sind darüber sehr unglücklich und würden gern die Erde besuchen.

Laoa und Iuea verschwören sich mit den Erdbewohnern. Ihre Verschwörung wird jedoch aufgedeckt und es kommt zum Kampf, der für sie tödlich endet. Dann startet das Raumschiff und die Luianer greifen nun auch ihre Gefangenen an. Burdin und Lobanow, inzwischen in ihren Raumanzügen, setzten sich gegen die überlegenen Gegnern zur Wehr.

Swetlana wird beim Versuch zu helfen, überwältigt und gegen die Schiffswand geschleudert. Die junge Kosmonautin hatte es aus irgendeinem Grund nicht geschafft, ihren Raumanzug anzuziehen.

09 Swetlana öffnet die Luke

Nun findet sie sich neben der Eingangsluke des Schiffs wieder und sieht nur eine Möglichkeit, ihre Gefährten zu retten. Swetlana zieht den Hebel runter und lässt die Kälte des Weltraums in das Raumschiff eindringen. Die Luianer und Swetlana erfrieren.  

Ende

Das Schiff fliegt mit hoher Geschwindigkeit aus dem Sonnensystem heraus. Burdin und Lobanow können die Triebwerke nicht stoppen, weil sie die fremde Technik nicht verstehen. Alles scheint verloren, doch da ertönt ein Klopfen an der Schiffswand…

Hintergrund

Mit seiner Erzählung »Das Geheimnis des Asteroiden 117-03« war Fradkin der erste Schriftsteller in der sowjetischen Nachkriegsliteratur, der die Schwerkraft des Heimatplaneten überwindet und einen interstellaren Flug beschreibt.

Trotz einiger wissenschaftlicher und literarischer Unzulänglichkeiten heben sich der Mut zur Phantasie und die Originalität des Konzepts des Autors sowie die interessante Handlung der Erzählung von anderen »Weltraum«-Werken dieser Zeit ab.

Ein Jahr später jedoch veröffentlichte Wladimir Sawtschenko, damals ein Neuling im Bereich der Science Fiction, in der Zeitschrift »Техника – молодежи« (sinngemäß »Jugend und Technik«) eine Parodie auf Fradkins Geschichte mit dem Titel »Путешествие на Уран и обратно: Типовой научно-фантастический роман« (Reise zum Uranus und zurück: Ein typischer Science-Fiction-Roman). [2]

Persönliche Wertung

Alte SF-Literatur hat ihren Reiz und die aus der Sowjetunion einen ganz besonderen. Die Kurzfassung könnte so lauten: Ein ungewöhnlicher Asteroid dringt in das Sonnensystem ein und entpuppt sich als außerirdisches Schiff. Am Ende gewinnen die Menschen. Es wirkt wie das Drehbuch für »Rendezvous mit Rama«.

Diese kurze Erzählung ist interessant, amüsant und lehrreich zugleich. Die Phantasie des Autors konzentriert sich vor allem auf die Beschreibung moderner Wissenschaft und Technik. Man stelle sich einen solch wunderbaren Astrolokator vor, mit dem eine Blume auf dem Mars fotografiert oder das Gesicht eines Menschen auf der Oberfläche des Uranus beobachtet werden kann. Das Gerät wird per Hand gesteuert. Der Astronom sitzt in seinem Stuhl und drückt die Knöpfe und dreht an den Rädchen. Das Beobachtungsprotokoll wird ebenfalls von Hand ausgefüllt, natürlich mit einem Füllfederhalter! Klammern, lochen, abheften und fertig. Wozu braucht es einen Computer?

Das Geheimnis des Asteroiden

Vom Alltagsleben im Raumschiff erfährt man so gut wie gar nichts. Das Raketenflugzeug jagt dem Asteroiden zwei Monate hinterher. Die Besatzung jedoch bleibt scheinbar die ganze Zeit in der Kabine, muss sich weder waschen noch auf die Toilette. Es macht den Eindruck, der Autor ist eher ein Ingenieur als ein Schriftsteller.

Die Beziehungen zwischen den Menschen werden naiv und schematisch beschrieben. Die Handlung weist an einigen Stellen Sprünge auf. Die Helden gelangen zu Schlussfolgerungen, die nicht immer logisch erscheinen. Der mehrmalige Hinweis auf den Zusammenhang zwischen hochentwickelter Gesellschaft und Kommunismus wirkt sehr aufgesetzt und gezwungen (Zensur?).

Trotzdem habe ich weitergelesen, weil mich die Inhalte der Erzählung interessierten und ich wissen wollte, wie die Geschichte endet. Die Darstellung der wissenschaftlichen Themen finde ich überaus gelungen. Darum ging es dem Autor wohl vor allem – jungen Menschen Erkenntnisse aus Astronomie und Physik populärwissenschaftlich nahezubringen. Ich fühlte mich gut unterhalten und behalte die kleine Erzählung in guter Erinnerung.

Zum Buch

Russischer Originaltitel: Тайна астероида 117-03 (Das Geheimnis des Asteroiden 117-03)
Autoren: Boris Fradkin
Deutsch: Günther Jäniche
Verlag: Verlag Kultur und Fortschritt Berlin 1959
Seitenzahl: 114
Ausgabe: Heft Kleine Jugendreihe 21/1959 und 22/1959

Quellen

[1] Das Geheimnis des Asteroiden 117-03 – Heft Kleine Jugendreihe 21/1959 und 22/1959, Verlag Kultur und Fortschritt Berlin 159

Das Bild »Die Gedankenlesetechnik der Fremden« wurden von Adelhelm Dietzel gezeichnet.

[2] Борис Фрадкин – Лаборатория Фантастики

[3] Тайна астероида 117-03 – Борис Фрадкин, Молотовское книжное издательство, 1956 г.

Die meisten Bilder wurden vom Künstler В.В. Каменский gezeichnet.

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