14.08.2013

Biografie

Georgi MartynowGeorgi Sergejewitsch Martynow war ein russischer Science-Fiction-Schriftsteller. Im Oktober des Jahres 1906 erblickte er in der Stadt Grodno das Licht der Welt. Sein Vater war Ingenieur bei der Eisenbahn, und so war die Familie oft gezwungen, den Wohnort zu wechselt. Der zukünftige Schriftsteller verbrachte seine Kindheit in verschiedenen Städten des Europäischen Teiles der UdSSR.

Am Anfang seines Erwerbslebens arbeitete Martynow bei der Eisenbahn. Nach dem Dienst in der Roten Armee lebte er ab 1928 in Leningrad und heiratete 1932. Ab 1931 arbeitete er im Leningrader Betrieb für technische Gummierzeugnisse als Elektromonteur und bildete sich neben seiner Arbeit über viele Jahre beruflich weiter. So wurde er Meister, später Verantwortlicher für die elektrische Ausrüstung und zum Schluss Vorgesetzter der Elektroabteilung seines Betriebes.

Georgi Martynow nahm am Großen Vaterländischen Krieg teil. Er kämpfte an der Leningrader und später an der Baltischen Front. Er wurde mit dem Roten Stern und weiteren Medaillen geehrt.

Im Jahr 1951, Martynow war inzwischen 45 Jahre alt, begann er mit dem Schreiben seines ersten phantastischen Romans –  »Гость из бездны« (deutsch »Die Rückkehr der Phaetonen«). Es war die dramatische Geschichte eines Teilnehmers des Großen Vaterländischen Krieges, der in eine ferne kommunistische Zukunft versetzt wird.

Martynows Biografen A. Balabucha und A. Britikow schrieben, wenn der Roman in den 1950er Jahren veröffentlicht worden wäre, würde er heute in einer Reihe mit der Utopie »Туманностью Андромеды « (deutsch »Das Mädchen aus dem All«) von Iwan Jefremow stehen.

Jedoch hörte Martynow bereits nach der Hälfte seines ersten Buches zu schreiben auf und begann mit der Erzählung »Мир угасшей жизни« (auch »220 дней на звездолёте«, deutsch »220 Tage im Weltraumschiff«). Darin beschreibt er eine kosmische Expedition zum Mars. Zu seinem ersten Buch kehrte der Autor erst nach 10 Jahren zurück, es wurde im Jahr 1961 veröffentlicht. Die Bücher »220 дней на звездолёте«, »Сестра Земли« und »Наследство фаэтонцев« wurden auch als Gesamtausgabe unter dem Titel »Звездоплаватели« herausgegeben.

Im Jahr 1957 erschien mit »Каллисто« einer der bekanntesten Romane Martynows. Etwas später (1960) folgte die Roman-Fortsetzung »Каллистяне«. Im ersten Roman wird die Ankunft von Boten einer hochentwickelten Zivilisation aus dem System des Sirius beschrieben. In der Roman-Fortsetzung fliegen Bewohner der Erde mit dem Schiff »каллистян« zur fernen Welt der Besucher und lernen dort eine vollkommene kommunistische Gesellschaft kennen.

Nach Meinung der Kritik ist der Roman »Гианэя« (1963; 1965; 1971) einer der besten Martynows. Darin entdecken Erdbewohner auf ihrer Reise durch das Sonnensystem ein fremdes Raumschiff. Bevor das Raumschiff explodiert, setzt es das außerirdische Mädchen Gianeja auf einem Asteroiden ab. Gianeja besucht die Erde und versucht, sich in dieser für sie neuen Welt zurechtzufinden. Am Ende des Buches begeht Gianeja Selbstmord. Zwar gefällt ihr die schöne Erde, aber sie sehnt sich zu sehr nach ihrer Heimatwelt. Später (1971) erweiterte Martynow auf Bitte seiner Leser den Roman um zwei Teile. In ihnen wird Gianeja auf wunderbare Weise wiederbelebt, sie heiratet einen Erdbewohner und gebärt ihm einen Sohn. Die nachträglichen Veränderungen am Buch führten jedoch zu regen Diskussionen unter den Lesern.

Auch mit »Спираль времени« (1966) blieb Martynow dem SF-Genre treu. In dem Buch wird von Abenteuern außerirdischer Besucher in verschiedenen Epochen der Erdgeschichte, ihrem Kontakt mit den Atlantern (Atlantis) und den Menschen der Zukunft erzählt. Obwohl der Roman bei den Lesern weniger Erfolg als die vorhergehenden Werke des Schriftstellers hatte, ist er ein gutes Beispiel für die wissenschaftliche Abenteuer-Phantastik.

Die Erzählung »Кто он?« von 1971 ist ein Krimi, der nur eine phantastische Zutat enthält: ein Gerät, das die hypnotische Wirkung eines Menschen auf andere Menschen verstärkt.

In seinem letzten Buch – der Erzählung »Сто одиннадцатый« – widmet sich der Schriftsteller dem traditionellen Thema des Kontaktes mit einer extraterrestrischen Vernunft. Im Unterschied zu seinen vorhergehenden Büchern verlegt der Autor die Handlung in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Boris Strugatzki antwortete Folgendes auf die Frage eines Lesers, der wissen wollte, was die Strugatzkis über den Autor dachten:

»Meiner Meinung nach war er ein Weltverbesserer. Er wiederholte gerne: ›Träume! Man muss träumen!‹ Es klang bei ihm wie ein Slogan, wie ein Aufruf. Und er war sicherlich ein Romantiker – ein typischer Romantiker in Großbuchstaben, die schon damals nicht sehr verbreitet waren, und die es heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, so gut wie nicht mehr gibt. Wir sprachen jedoch nur selten mit ihm, außer bei den Treffen im Haus der Schriftsteller. Ich bin mir nicht sicher, aber meiner Meinung nach unterhielt er freundschaftliche Beziehungen zu Iwan Antonowitsch Jefremow, sie waren sich ziemlich ähnlich.«

lartisfant (lartisfant.wordpress.com)

Georgi Martynow starb am 26. Oktober 1986.

Werke

Diese Werke des Autors sind mir bekannt, und ich habe sie auch selbst gelesen:

  • 220 Tage im Weltraumschiff
  • Das Erbe der Phaetonen
  • Die Rückkehr der Phaetonen (Гость из бездны)
  • Gäste aus dem Weltall (Планетный гост), Каллисто
  • Каллистяне (Die Kallistoaner)
  • Гианэя (Gianaea)
  • Спираль времени (Die Zeitspirale)

Quellen

[1] Georgi Martynow – russische WIKIPEDIA

[2] lartisfant – lartisfant.wordpress.com

Das Bild Georgi Martynow – eigene Illustration nach dem Foto aus Гость из бездны– Георгий Мартынов, Лениздат, 1962 г.