07.08.2022
Zum Inhalt
Aus den Tiefen des Weltalls kommend, nähert sich ein dunkler Himmelskörper unserem Sonnensystem. Sein Kurs führt direkt zur Sonne. Es wird etwas geschehen, etwas noch nie Dagewesenes. Kommt es zum ersten Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation?
Der Kommunikationsspezialist Kalo und ein kleines Wissenschaftsteam werden zum Pluto entsandt und bauen dort eine Empfangs- und Beobachtungsanlage auf. Doch der dunkle Fremde schweigt.
Dann empfangen die Geräte doch etwas. Ein rotglühender Körper jagt knapp über die Beobachtungsstation hinweg und zerschellt mit lautem Knall auf der Oberfläche des Pluto. Nur noch Trümmer und eine mysteriöse Kugel mit Augen bleiben übrig.
Die Wissenschaftler sind ratlos und die Situation wird immer dramatischer. Denn plötzlich trifft ein schmaler hochradioaktiver Strahl in gleichmäßigen Abständen die Station. Die Mission steht vor dem Abbruch.
Kalo wird beauftragt, mit zwei Kameraden zum dunklen Planeten zu fliegen. Nach Bewältigung großer Schwierigkeiten gelingt die Landung und die Gruppe trifft auf Vertreter einer außerirdischen Zivilisation.
Die Raumfahrer bekommen durch eine Art Vision einen Einblick in die Geschichte und das Leben eines weitgereisten Sternenvolkes. Die Astraten, wie sie sich selbst nennen, sind intelligente Insekten, die in einer Art Staat zusammenleben. Es gibt keine Individualität und jedes Einzelwesen ist auf den ständigen Kontakt mit der Gemeinschaft angewiesen.
Die Astraten sind auf der Suche nach einem neuen Heimatstern. Der dunkle Planet ist in Wirklichkeit eine riesige Sphäre, die ihre alte verlöschende Sonne umgibt. Auf deren Oberfläche leben die Astraten und nutzen die letzten Energieressourcen ihres sterbenden Sterns.
Deutlich empfangen Kalo und seine Gefährten Astrats Bitte um Aufnahme im Sonnensystem und fliegen danach zurück.
Der Wunsch der Astraten führt auf der Erde zu heftigen Diskussionen. Der überwiegende Teil der Menschheit steht dem Ansinnen ablehnend gegenüber. Zu groß ist die Sorge, dass eine Integration des fremden Planeten das Sonnensystem destabilisieren könnte.
Die Fremden nehmen die irdischen Bedenken scheinbar ernst und führen verschiedene Tests im Sonnensystem durch.
Kalo unternimmt mit einigen Wissenschaftlern eine Reise zu Merkur, auf dessen Oberfläche eine Anlage der Fremden entdeckt wurde. Ihnen wird jedoch der Zugang zu dem Gebäude durch ein bedrohlich aussehendes Wächterwesen verwehrt. Kalo empfängt eine weitere Vision.
Es zeigt sich: Das Sonnensystem wird durch Astrat instabil. Deshalb entschließen sich die Astraten zum Weiterflug. Diese Entscheidung bewirkt jedoch einen Stimmungsumschwung auf der Erde. Die Bereitschaft der Menschen wächst, den Fremden eine Chance zu geben.
Der Planet der Astraten schwenkt auf eine Bahn weit oberhalb der Ekliptik ein, trotzdem sind die Folgen im gesamten Sonnensystem spürbar. Auf der Erde kommt es zu klimatischen Veränderungen und verstärktem Vulkanismus. Wichtige technische Systeme fallen aus oder werden gestört.
Jedoch erweisen sich nicht alle Veränderungen als negativ, teilweise sind sie sogar von Vorteil. Die Fremden können außerdem den Menschen technische Hilfe und Unterstützung geben.
Dann rückt der Tag der Entscheidung heran. Wie werden die Menschen abstimmen? Für oder gegen den Planeten der Astraten?
Hintergrund
Das Buch »Stern auf Nullkurs« erschien 1979 in der äußerst beliebten Reihe »Spannend erzählt«. Weitere Veröffentlichungen fanden im Verlag Neues Leben 1985 in der »Kompass-Reihe« und im BS-Verlag Rostock 2000 unter dem Label »MV Taschenbuch« statt. [3]
Die im Roman auftauchenden Insektenwesen ähneln denen, die schon im Roman »Am Rande wohnen die Wilden« in einer kurzen Sequenz Erwähnung fanden. ([2], S. 135)
Persönliche Wertung
Das Buch behandelt einige interessante Aspekte der Science-Fiction und fesselt den Leser durch seine spannend erzählte Handlung.
Der Autor benutzt einen intelligenten Kniff, um den ersten Kontakt zwischen Menschen und Astraten zu ermöglichen. Im Rahmen einer Vision werden den irdischen Raumfahrern Bilder, Gedanken und Empfindungen übermittelt. Das komplizierte Prozedere, eine gemeinsame Sprache zu finden, wird damit geschickt umgangen.
Der Leser wird direkt in die Situation hineingeworfen und beobachtet die Szenerie durch die Augen von Kalo Jordan, dem Haupthelden des Romans. Die Sprache ist sehr anschaulich und detailliert. Der Leser kann sich die fremdartige und geheimnisvolle Umgebung gut vorstellen.
Ausnehmend gelungen finde ich ebenfalls, wie gut die Fremdartigkeit von Menschen und Astraten beschrieben wird. Die Fremdlinge machen den irdischen Raumfahrern in einer der Visionen deutlich, dass sie deren Verhaltens- und Lebensweisen nicht begreifen können. Der Leser kann erahnen, vor welchen Schwierigkeiten die Menschheit bei einem echten Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation in der Zukunft einmal stehen könnte.
Eine weitere Stärke des Romans ist, wie die Entwicklung von Kalos Charakter dargestellt wird. Der anfangs etwas schüchterne, von einer gescheiterten Beziehung verunsicherte, junge Mann entwickelt sich zu einer entscheidungsstarken und entschlossenen Persönlichkeit. Es werden dabei nicht nur Erfolge, sondern auch Niederlagen aufgezeigt.
Im Laufe der Handlung begegnen dem Leser einige interessante und starke Charaktere. Hervorzuheben sind hier Kalos Einsatzleiter Kregg und der Kyborg Randolph. Gerade das Schicksal von letzterem wird kurz näher geschildert und geht dem Leser zu Herzen.
Ich kann diesen Roman nur jedem an Science-Fiction-Interessierten empfehlen. Er verspricht einige Stunden Unterhaltung und grandioses Kopfkino.
Zum Buch
Originaltitel: | Stern auf Nullkurs |
Autor: | Klaus Frühauf |
Verlag: | Verlag Neues Leben Berlin |
Seitenzahl: | 272 |
Ausgabe: | Gebunden (Spannend erzählt) |
Quellen
[1] Stern auf Nullkurs – Klaus Frühauf, Verlag Neues Leben Berlin 1979
[2] Die Science-fiction der DDR – Autoren und Werke, Verlag Das Neue Berlin 1988 – herausgegeben von Erik Simon und Olaf R. Spittel
[3] Die große illustrierte Bibliographie der Science Fiction in der DDR – Shayol Verlag 2002
Die wunderbaren Zeichnungen wurden von Werner Ruhner angefertigt.