01.08.2021

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00 Ein Stern fliegt vorbeiIm Mondobservatorium wird eine Funksendung aus Richtung des Sterns Proxima Centauri aufgefangen. Deren Inhalt kann nur unter großen Schwierigkeiten von der Modellabteilung der internationalen Sicherheitskommission entschlüsselt werden.

Der außerirdische Absender warnt vor einem kosmischen Objekt, dass sich dem Sonnensystem mit großer Geschwindigkeit nähert und für die Erde zu einer Gefahr werden kann! Noch hat die Menschheit rund einhundert Jahre Zeit, sich auf dieses Ereignis vorzubereiten. Schnell und überlegt werden Entscheidungen getroffen.

Jenseits des Asteroidengürtels beginnt man den Bau eines Startkomplexes für Raumschiffe – die sogenannte Startstufe II. Auf dem Mond entsteht eine starke Sendeanlage. In Richtung Proxima Centauri wird eine Antwort gesendet.

Nach genauer Analyse der Botschaft von Proxima entdecken die Wissenschaftler, dass es sich bei der Gefahr um einen Schwarm aus unterschiedlich großen Körpern handelt. Drei Raumschiffe fliegen dorthin.

Die Forscher kartografieren die meisten Objekte und analysieren deren Bewegungen. Die dabei gewonnen Daten werden zur Planung und Vorbereitung weiterer Missionen gebraucht.

Schließlich wird eine riesige Raumflotte losgeschickt. Mehr als zehntausend Kosmonauten fliegen in die Tiefen des Alls und wollen versuchen, das Planetoiden-Feld aus der Bahn zu lenken.

Wird es gelingen, die »Kosmische Gefahr« für die Erde zu bannen? Wer verbirgt sich hinter der Botschaft von Proxima Centauri?

Hintergrund

Der Roman »Ein Stern fliegt vorbei« erschien 1967 unter dem Titel »Botschaft von der Proxima Centauri« erstmals als Vorabdruck in der Zeitschrift »Freie Welt« im Berliner Verlag. [3]

Kompass AusgabeDie Botschaft von ProximaDie Fremden

Die Ausgaben von 1967 wurden mit Bildern von verschiedenen Künstlern veröffentlicht. Im Buch aus der Kompass-Reihe (Band 146) finden sich Grafiken von Karl Fischer.

Yvonne TullierKI gesteuerte AbbaugerateFahrt auf dem Mond

Die Illustrationen des Buches der Reihe »Spannend erzählt« wurden von Hans Räde gezeichnet.

Persönliche Wertung

Den Roman habe ich erstmals in den 1970er Jahren gelesen. Es war eines der ersten Bücher, das ich aus dem Genre wissenschaftlich-phantastische Literatur kennengelernt habe. Mich beeindruckten damals besonders die Abenteuer auf dem Mond und auf den Planetoiden.

Im Buch werden interessante Aspekte aus Wissenschaft und Technik – bspw. die Entdeckung von Antimaterie, die Physik einer Hyperfusion und das Lernen von künstlichen Intelligenzen – verständlich und ansprechend thematisiert.

Heute bin ich eher an den soziologischen Problemen und ihrer Lösung interessiert. Die Art, wie die Menschen in Tuschels Zukunft miteinander umgehen, ist beeindruckend. Ob man wirklich alle Probleme durch Aussprachen und Beratung klären kann, mag dahingestellt sein. Sehr hilfreich erscheint die Gesprächsbeteiligung von Experten – wie Lutz Gemba als Soziologen oder Sabine Hellrath als Psychologin. Das aufrichtige Bemühen, den anderen im Konfliktfall zu verstehen, ist spürbar.

Die große Stärke vieler Bücher von Karl-Heinz Tuschel ist, dass er seine Leser nicht durch opulente Darstellungen zukünftiger, technischer Erfindungen beeindrucken will. Bei ihm stehen die Menschen im Mittelpunkt der Geschichte. Wir finden hier normale Leute, mit Stärken und Schwächen, deren innerste Gedanken nachvollziehbar beschrieben werden.

Auch gefällt mir, wie auf die Gefahr reagiert wird, die dem Leben auf der Erde droht. Es gibt keine Panik, keinen Horror oder hochemotionale und theatralische Gesten wie bspw. im Film »Armageddon«.

Natürlich fürchten sich auch die Menschen bei Tuschel vor der Gefahr, aber sie verzweifeln nicht. Nüchtern, überlegt und mit Hoffnung gehen sie an die Aufgabe. Sie vertrauen auf ihr Wissen und Können und auf die Menschheit als Ganzes. Sie sind davon überzeugt, eine Lösung zu finden.

Spannung und Interesse an der Handlung des Buches wird durch die Auseinandersetzung mit der Natur erzeugt. Die Kosmonauten müssen sich bei ihren langen Flügen zweimal in aussichtslosen Situationen bewähren.

Der lange Aufenthalt im Kosmos, weit von der Erde entfernt, erzeugt bei einigen von ihnen eine anfangs unverständliche geistige und körperliche Lethargie, die das Leben der Mannschaften bedroht. Dann wird die Technik eines Raumschiffs von einem gefährlichen Virus befallen, der sich von Silikonen ernährt. Es ist überaus interessant zu verfolgen, wie diese Probleme angegangen und überwunden werden.

Viele der im Roman beschriebenen Personen sind mir ans Herz gewachsen und ich hätte sie gern auf ihren Abenteuern weiter begleitet. Gern hätte ich erfahren, wie der Kontakt zur Gemeinschaft in den Plejaden geknüpft wird und welches Geheimnis sich hinter den »Sechsecken« verbirgt.

Deshalb wird dieses Buch für immer in meiner Erinnerung bleiben.

Zum Buch

Originaltitel: Ein Stern fliegt vorbei
Autor: Karl-Heinz Tuschel
Verlag: Verlag Neues Leben Berlin 1967
Seitenzahl: 294
Ausgabe: Gebunden

Quellen

[1] Ein Stern fliegt vorbei – Verlag Neues Leben Berlin 1967

[2] Ein Stern fliegt vorbei – Kompass-Reihe Nr. 146 – Verlag Neues Leben Berlin 1967

[2] Die Science-fiction der DDR – Autoren und Werke, Verlag Das Neue Berlin 1988 – herausgegeben von Erik Simon und Olaf R. Spittel

[4] Die große illustrierte Bibliographie der Science Fiction in der DDR – Shayol Verlag 2002

Das Buchcover ist eine Grafik von Hans Räde.