27.07.2023

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Das Geheimnis des Transpluto

Eines nicht allzu fernen Tages nähern sich zwei kugelförmige Raumschiffe der Erde. Blitze zucken zwischen ihnen hin und her, was auf Feindseligkeiten schließen lässt. Der Kampf endet mit der Zerstörung beider Raumschiffe. Spektralanalysen der dabei freigesetzten Gase lassen nur einen Schluss zu: Die Raumfahrzeuge müssen vom Transpluto gekommen sein.

Eine Expedition von Wissenschaftlern und Journalisten aus dem sozialistischen Teil der Welt bricht mit dem Raumschiff »Ziolkowski« auf, um den Planeten zu erforschen und mit seinen mutmaßlichen Bewohnern Kontakt aufzunehmen.

Doch an Bord haben sich unerkannt zwei Anhänger der Legitimisten eingeschlichen, einer Geheimorganisation des kapitalistischen Lagers der Erde, die die Erforschung des Transpluto für ihre Zwecke ausnutzen will. Nicht zu Unrecht schließen die Legitimisten aus der kriegerischen Auseinandersetzung im Erdorbit auf eine Gesellschaft mit Klassengegensätzen.

Einem der beiden Agenten, Juan Padero, ist jedes Mittel recht, um seine Ziele zu erreichen. Er setzt die andere, eine Frau, massiv unter Druck. Diese folgt seinen Anweisungen nur widerwillig und verliebt sich zudem in den Reporter der Expedition.

Flugkugel nahe der ErdeZiolkowski am Transpluto

Das Raumschiff »Ziolkowski« erreicht den Transpluto und lüftet ein erstes Geheimnis des Planeten. Trotz seiner großen Entfernung hatte man auf dessen Oberfläche schon seit langer Zeit ungewöhnlich hohe Temperaturen gemessen, die man sich nicht erklären konnte. Der Transpluto wird von einer künstlichen Sonne umkreist. Es muss dort intelligentes Leben geben. 

Eine Landefähre mit zwei Insassen, Padero und Somonow, wird losgeschickt. Kurz nach dem Start bricht der Funkkontakt ab. Eine seltsame, außerirdische Maschine zwingt die Fähre zur Landung und hält sie am Boden fest.

An Bord der Ziolkowski sorgt man sich um das Wohlergehen der Kameraden und fliegt ihnen hinterher. Der vermutete Landeplatz wird erreicht, doch von den Vermissten fehlt jede Spur.

Stattdessen stellen die Raumfahrer fest, dass sie sich in einem radioaktiv verseuchten Gebiet zwischen zwei scheinbar verfeindeten Ländern befinden. Sie beschließen, erneut zu starten und auf dem Gebiet einer der beiden Nationen zu landen, um Kontakt aufzunehmen.

In der StationAußerirdische Technik

Währenddessen erkunden Somonow und Padero ihren Landeplatz, doch es gelingt ihnen nicht, ihr Fluggerät aus den Fängen der seltsamen Maschine zu befreien. Die Technik der Transpluto-Bewohner scheint auf dem Gebiet der künstlichen Schwerkraft weit fortgeschritten zu sein. Schließlich wird die Landefähre über eine lange Strecke in ein Gebäude geschleppt und dort freigelassen.

Als sich Somonow außerhalb der Landefähre befindet, schnappt sich Padero das Gefährt und lässt seinen Begleiter zurück. Somonow sieht aufgrund seines begrenzten Sauerstoffvorrats sein baldiges Ende kommen und versucht, seine letzten Stunden der genauen Untersuchung des fremden Gebäudes zu widmen.

Inzwischen hat die »Ziolkowski« das Territorium eines der Länder erreicht und wird von den Bewohnern durch Signale zur Landung aufgefordert. Nach einiger Zeit tauchen Fahrzeuge auf und es kommt zum ersten direkten Kontakt mit den den Transpluto-Bewohnern.

Die Erdbewohner erfahren, dass auf dem Transpluto zwei verfeindete Völker leben: Die Ayörs leben in einer friedlichen und gerechten Gesellschaft, die dem Ideal des Kommunismus sehr nahe kommt. Die Yörs hingegen sind eine Ausbeutergesellschaft, in der einige wenige Mächtige, die an den grünen Ringen auf der Kleidung erkennbar sind, das Sagen haben. Es gibt sogar Sklaverei, und das einfache Volk wird mit unbeschreiblicher Grausamkeit unterdrückt.

Gleichzeitig sind die Yörs sehr aggressiv und haben schon mehrfach versucht, das Gebiet des Nachbarstaates anzugreifen. Der breite Streifen zwischen den Ländern verhindert eine direkte Konfrontation.

AngriffAtomexplosion

Die Besatzung der »Ziolkowski« wird von den Ayörs freundlich aufgenommen. Die Raumfahrer besichtigen verschiedene Städte, bedeutende Bauwerke, bestaunen die Fortschritte in Wissenschaft und Technik und lernen das Leben auf dem Transpluto kennen.

Somonow hingegen wird von Vertretern der Yörs aufgegriffen und zu Padero gebracht. Diesem ist es inzwischen gelungen, mit Vertretern der Ausbeuterklasse Kontakt aufzunehmen. Sie sind besonders an seinen Schilderungen über eine gefährliche Waffe interessiert, die sich an Bord der »Ziolkowski« befinden soll.

Schließlich erkennt Somonow, welche Rolle Padero die ganze Zeit gespielt hat. Er weigert sich, mit den Yörs zusammenzuarbeiten und wird in eine Sklavenmine gebracht. Dort trifft er auf Vertreter einer Widerstandsbewegung, die seit langem einen Aufstand gegen die Grünberingten plant.

Die Revolte bricht aus. Es kommt zu heftigen bewaffneten Auseinandersetzungen. Somonow wird von seinen neuen Freunden auf das Gebiet der Ayörs gebracht und kann endlich seine Kameraden in die Arme schließen.

Als die meisten Raumfahrer auf Erkundungstour sind, gelingt es Padero, sich heimlich an Bord der »Ziolkowski« zu schleichen, um einen so genannten Baska-Strahler in seinen Besitz zu bringen. Es kommt zum Showdown, doch der Agent entkommt.

Der Aufstand ist erfolgreich, die ehemaligen Herrscher der Yörs können fast vollständig besiegt werden. Dann geschieht das Unfassbare. In einem letzten Aufbäumen demonstrieren die Grünberingten ihre Macht und lassen die künstliche Sonne erlöschen. Das Leben auf dem ganzen Planeten ist vom Untergang bedroht.

Die Besatzung der »Ziolkowski« startet zur Erde und blickt voller Hoffnung zurück. Wird es den nun vereinten Bewohnern des Planeten gelingen, in der Kürze der Zeit eine neue Sonne fertigzustellen und über dem Transpluto erstrahlen zu lassen?

SklavenarbeitSonne steigt auf

 

Hintergrund

»Das Geheimnis des Transpluto« erschien 1962 im Verlag Neues Leben Berlin in der Reihe »Spannend erzählt«, später in weiteren Sonderausgaben und sogar als Fortsetzungsdruck 1962 in der »Berliner Zeitung« und im »Sächsischen Tageblatt« 1972. Die wunderbaren Illustrationen zu diesem Buch stammen von Eberhardt Binder-Staßfurt.

Wie Lothar Weise im Klappentext der mir vorliegenden Ausgabe schreibt, hatte er schon lange mit dem Gedanken gespielt, einen wissenschaftlich-phantastischen Roman zu schreiben. Sein erstes Werk wies jedoch große Schwächen auf, so dass man ihm riet, sich zunächst an kürzeren Erzählungen zu versuchen. Die Unterstützung durch Kurt Herwarth Ball half ihm sehr, im SF-Genre Fuß zu fassen und schließlich Erfolg zu haben.

Auf den Seiten von Alexander Baumbach findet sich ebenfalls eine interessante Rezension des Romans.

Persönliche Wertung

Als ich den Roman im Alter von zehn Jahren zum ersten Mal las, war ich von der abenteuerlichen und wendungsreichen Handlung sehr angetan. Eine völlig fremde und geheimnisvolle Welt durch die Augen irdischer Raumfahrer zu sehen, übte auf mich in diesem Alter einen großen Reiz aus.

Bei einigen Szenen, vor allem bei der Begegnung mit der außerirdischen Technik und besonders beim ersten Kontakt mit den unheimlich aussehenden menschenähnlichen Robotern, habe ich als Kind sehr mitgefiebert.

Es macht mir auch im Alter noch Spaß, den Roman zu lesen. Allerdings fallen mir jetzt Schwächen in einigen Handlungsabschnitten auf. Besonders stört mich das Verhalten der Besatzung der »Ziolkowski« nach dem Verlust ihrer beiden Kameraden mit dem Landefahrzeug.

Da sie die Vermissten nicht finden können, begeben sie sich in das Gebiet der Ayörs, schließen Freundschaft, besuchen deren Land und erleben verschiedene Abenteuer. Obwohl man sich um Somonow und Padero sorgt, unternimmt man nichts, um sie zu retten.

Die Schilderung der klimatischen Anpassung des Planeten, damit trotz der großen Entfernung zur Sonne Leben möglich ist, finde ich einfach fantastisch. Die drastischen Folgen des Verlustes der künstlichen Sonne werden nachvollziehbar und spannend dargestellt.

Dagegen finde ich die Darstellung der Gesellschaft der Ayörs nicht so gut ausgearbeitet. Hier stört mich, dass anscheinend alle Bewohner des Landes in »Palästen« mit einem Garten drum herum leben. Dieser Teil des Buches ist mir etwas zu einfach und naiv geschrieben.

Die transplutoianische Technik wirkt sehr geheimnisvoll und bedrohlich, vor allem im Bereich der künstlichen Schwerkraft.

»Das Geheimnis des Transpluto« ist ein typisches Beispiel für die Science-Fiction-Literatur der 50er und 60er Jahre in der DDR. Der Autor versucht, den Lesern seine persönlichen politischen Überzeugungen zu vermitteln, indem er die aus seiner Sicht bestehenden Vorteile des Sozialismus gegenüber dem Kapitalismus hervorhebt. Statt einer Welt voller Gewalt, Krieg und Ungerechtigkeit wünscht er sich eine Welt, in der die Menschen friedlich zusammenleben und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

Zum Buch

Originaltitel:  Das Geheimnis des Transpluto
Autor:  Lothar Weise
Verlag:  Buchgemeinschaft der Freien Deutschen Jugend im Verlag Neues Leben 1962
Seitenzahl:  286
Ausgabe:  Hardcover mit Schutzumschlag

Quellen

[1] Lothar Weise – Das Geheimnis des Transpluto, Buchgemeinschaft der Freien Deutschen Jugend im Verlag Neues Leben 1962

[2] Cover Schutzumschlag: Gerhard Schulz

[3] Illustrationen: © Eberhard Binder-Staßfurt