30.07.2023
Zum Inhalt
Nach jahrelangem Flug erreicht das Raumschiff Känguruh 2 das Sonnensystem um den Stern Procyon. Die Besatzung besteht aus Raumfahrern verschiedener Nationen, die auf Beschluss der beiden großen Unionen der Erde paritätisch zusammengesetzt ist.
Zur Mannschaft gehören auch die Hastoniden Lennert und Yahiro. Es handelt sich um zwei Männer, die nach schrecklichen Unfällen mit besonderen übermenschlichen Fähigkeiten ausgestattet wurden.
Es ist nicht das erste Mal, dass eine irdische Expedition das Procyon-System besucht. Känguruh 1 kam vor einigen Jahren hier an und begann, den vierten Planeten zu untersuchen. Die Besatzung meldete die Entdeckung von intelligentem Leben, menschenähnlichen Wesen mit bläulicher Hautfarbe und ungewöhnlich friedlichem Verhalten. Eine Kontaktaufnahme gelang jedoch nicht, es kam zu Zwischenfällen. Nach einem letzten unverständlichen Funkspruch gilt die Expedition als verschollen.
Känguruh 2 umkreist Procyon 4 und sucht die Oberfläche nach den Vermissten ab, kann aber nichts finden. Eine Landefähre mit den Hastoniden und einigen Wissenschaftlern an Bord geht auf eine erste Erkundungsmission.
Die Raumfahrer entdecken ausgedehnte Waldgebiete und technische Anlagen, die auf das Wirken intelligenter Lebensformen schließen lassen. Als sie eine ringförmige Struktur näher untersuchen wollen, wird der Gleiter angegriffen und stürzt ab.
Die Besatzung überlebt den Vorfall nahezu unverletzt. Das Expeditionsfahrzeug an Bord des Landers bleibt glücklicherweise funktionsfähig, die Erkundung wird fortgesetzt.
Beim Marsch durch den Wald stoßen die Forscher auf einige Besonderheiten. Die Fauna des Planeten weist nur eine geringe Artenvielfalt auf. Zudem verhalten sich die Tiere sehr eigenwillig und wirken wenig lebensfähig.
Kurze Zeit später erreicht die Expedition eine kleine Siedlung, in der weibliche Wesen mit bläulicher Hautfarbe leben. Die Außerirdischen sind wunderschön, zeigen aber auch ein absolut lethargisches Verhalten und wenig Interesse an ihrer Umgebung.
Der Hastonide Lennert ist besonders betroffen von den Lebensbedingungen der »Blauen«. Er glaubt, dass sie wie Tiere in einem Zoo gehalten werden. Er vermutet, dass jemand ihren Tagesablauf plant, sich um sie kümmert und alles überwacht. Lennert will gegen diese »Wächter« vorgehen, verhält sich sehr aggressiv und greift eine Anlage an, die vermutlich der Beobachtung des Lebens in der Siedlung dient.
Später erreichen die Forscher die ringförmige Struktur, die sie bereits vom Gleiter aus beobachten konnten. Erschrocken stellen sie fest, dass alles Leben im Umkreis der Anlage systematisch ausgelöscht wurde.
In diesem Moment setzt sich der Hastonide Lennert ab. Er versucht, in den Bereich hinter der Ringstruktur vorzudringen, wird aber von Wesen in gelben Anzügen aufgehalten. Es kommt zum bewaffneten Konflikt, denn Lennert denkt nicht daran, sich zurückzuziehen. Er hält sich für überlegen und unbesiegbar. Auch die Befehle seines Kommandanten ignoriert der Hastonide.
Offensichtlich sind die Menschen auf die wahren Herren von Procyon 4 gestoßen und laufen Gefahr, die Fehler und Missverständnisse der verschollenen Känguruh-1-Besatzung zu wiederholen.
Das Schicksal der Expedition liegt nun in den Händen ihres Kommandanten Mankov. Er muss die Grundlagen für eine sichere Verständigung zwischen den Vertretern der Erde und der außerirdischen Zivilisation schaffen. Fehler und Irrtümer der Vergangenheit müssen ausgeräumt und Vertrauen aufgebaut werden.
Diese Aufgabe muss er nicht alleine bewältigen. Ihm zur Seite steht Maara Doy, die ehemalige Assistentin von Professor Haston.
In einem furiosen Finale erfahren die Menschen, was auf Procyon 4 wirklich vor sich geht und dass eine Verständigung zwischen zwei fremden Zivilisationen möglich ist.
Hintergrund
Der Roman »Das verhängnisvolle Experiment« erschien erstmals 1984 im Verlag Neues Leben Berlin in der beliebten Reihe »Spannend erzählt«. Die stimmungsvollen und gelungenen Illustrationen von Werner Ruhner unterstützen die Wirkung des Textes und tragen zum Lesevergnügen bei.
Persönliche Wertung
Frühaufs Roman "Das verhängnisvolle Experiment" entführt den Leser in die Welt des 22. Jahrhunderts und konfrontiert ihn mit ethischen Fragen.
Das Buch besticht durch seine bildhafte Sprache, die sowohl ruhige als auch dramatische Ereignisse eindrucksvoll beschreibt. Die Handlung ist spannend und gerade zum Ende hin mitreißend und hält den Leser bis zum Schluss in Atem.
Die Protagonisten sind mit ihren Stärken und Schwächen, ihren Hoffnungen und Ängsten, ihren Konflikten und Entscheidungen glaubwürdig gezeichnet.
Der Autor hat eine abstrakte Problematik in eine actionreiche Handlung gekleidet: Wie weit darf der Mensch gehen, um sich seiner Umwelt anzupassen? Und was macht ihn zum Menschen?
Der Roman wechselt interessant zwischen den Perspektiven der verschiedenen Figuren, die jeweils ein Kapitel aus ihrer Sicht erzählen, und lässt sogar die geheimnisvollen Bewohner des Planeten zu Wort kommen. So erfährt der Leser mehr über die Hintergründe, Motive und Gefühle aller Protagonisten.
Besonders gelungen sind die Rückblenden in das Leben der einzelnen Raumfahrer, die dem Leser die Gedanken und Gefühle der Besatzungsmitglieder näher bringen und ihre Entscheidungen nachvollziehbarer machen.
Von allen Charakteren hat mich persönlich Yahiro am meisten berührt. Auch wenn er es zunächst nicht merkt, hat er von allen Hastoniden am meisten mit seinen ungeheuren Veränderungen zu kämpfen. Er erkennt seine Einsamkeit und sein Anderssein, bleibt sich aber dennoch treu und im Herzen ein Mensch.
Yahiro leidet sehr unter seiner Situation, aber er gibt nicht auf. Irgendwie hoffe ich, dass er eines Tages ein ganz normales Leben führen kann.
Beeindruckend ist die in eine phantastische Handlung verpackte Warnung des Autors vor Versuchen, den Menschen und auch die Natur genetisch zu optimieren. Wie die Bewohner des Planeten schmerzlich erfahren mussten, führt dies meist nur zur Degeneration und stellt eine Bedrohung für das gesamte Leben eines Planeten dar.
»Das verhängnisvolle Experiment« ist ein spannender und bewegender Science-Fiction-Roman, der zum Nachdenken anregt und den Leser emotional mitreißt. Ich kann ihn nur empfehlen.
Zum Buch
Originaltitel: | Das verhängnisvolle Experiment |
Autor: | Klaus Frühauf |
Verlag: | Verlag Neues Leben Berlin |
Seitenzahl: | 337 |
Ausgabe: | Gebunden (Spannend erzählt) |
Quellen
[1] Das verhängnisvolle Experiment – Klaus Frühauf, Verlag Neues Leben Berlin 1984
[2] Die große illustrierte Bibliographie der Science Fiction in der DDR – Shayol Verlag 2002
Die wunderbaren Zeichnungen wurden von © Werner Ruhner angefertigt.