03.08.2023

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Дети Земли (Kinder der Erde)

Die junge Ingenieurin Galina (Galja) Kowaljowa bekommt von ihrem Professor als Dank für ihre letzte Arbeit eine einmonatige Reise in das Sommerlager am Seligersee geschenkt. Dort verbringt sie eine schöne Zeit mit Bootsfahrten und Wanderungen.

Galja verblüfft die Mädchen ihrer Gruppe mit ihrem beeindruckenden Wissen über Sterne und Planeten. Dass Galina eine erfahrene Naturfilmerin ist und sich seit ihrer Kindheit für Astronomie interessiert, wissen ihre Begleiterinnen nicht. Sie selbst halten Sternenkunde für die langweiligste aller Naturwissenschaften.

Eines Tages tauchen drei Fremde im Lager auf, die Galja kennen lernen wollen. In einem von ihnen erkennt sie den berühmten Konstrukteur Igor Nikititsch Below. Sie versteht sich auf Anhieb gut mit ihm. Was die drei, zu denen noch der Pilot Iwan Timofejewitsch Sidorenko und Mascha »Kapitänstochter« Mironowa gehören, am Seligersee wollen, erfährt Galina nicht.

Die drei Fremden treffen Galja Blick zur Venus

Da erreicht Galina ein Telegramm ihres Professors, der sie nach Hause ruft. Er teilt ihr nur mit, dass die Akademie der Wissenschaften einen Mitarbeiter mit Filmerfahrung für eine mehrjährige Expedition sucht.

Galja geht zum angegebenen Treffpunkt und trifft dort auf die Ärztin Olga Alexandrowna Petrowa und den etwas kauzigen Professor Nikolai Michailowitsch Sinitsyn. Plötzlich tauchen die drei Bekannten aus dem Sommerlager auf. Galina ist erfreut und überrascht, als sich auch ihr Professor Konstantin Stepanowitsch Iwanow und der Pilot Maxim Afanasjewitsch Medwedew der Gruppe anschließen.

Igor Below stellt den Anwesenden das Projekt vor. Das neu gebaute Raumschiff »Uran« soll zur Venus fliegen und sogar versuchen, dort zu landen. Alle Anwesenden erklären sich bereit, an der Expedition teilzunehmen.

Die UranDas Mannschaftsabteil

Die achtköpfige Crew verbringt nun mehrere Monate mit der Missionsplanung und der akribischen Überprüfung von Ausrüstung und Raumfahrzeug. Das Fluggerät ist eine völlig neuartige Konstruktion. Es kann in der Atmosphäre sowohl wie ein Flugzeug als auch wie ein Hubschrauber fliegen, eine Landung auf dem Wasser ist ebenfalls möglich. Für den Raumflug ist es mit einem Atomtriebwerk ausgestattet, das Wasserstoffatome ausstößt.

Start

Nach einem perfekten Start machen sich die Raumfahrer auf den Weg zur Venus. Um die Folgen der langen Schwerelosigkeit zu mildern, wird das kugelförmige Mannschaftssegment regelmäßig abgekoppelt und rotiert an einer Seilkonstruktion um das Raumschiff und erzeugt so künstliche Schwerkraft.

An Bord achtet die Ärztin Petrowa streng darauf, dass alle Besatzungsmitglieder genug Schlaf bekommen und gesund bleiben. Ansonsten ist die Zeit mit wissenschaftlichen Arbeiten ausgefüllt. Es kommt zu kleinen Reibereien, weil Professor Sinitsyn nur ungern zusätzliche Aufgaben übernimmt, die für die anderen selbstverständlich sind.

Abschied von der ErdeSchwerelosigkeit

Professor Iwanow unterhält die anderen mit kleinen Vorträgen über die Geschichte der Astronomie. Interessant und amüsant erzählt er, wie die Sternbilder zu ihren Namen kamen und warum sich die Menschen schon so lange für die Sterne interessieren. So vergeht die Zeit wie im Flug und die »Uran« erreicht die Venus.

Ausflug ins AllGalja beobachtet die Sonne

Eine dichte Wolkendecke verbirgt die Oberfläche des Planeten. Das Raumschiff muss auf weniger als einen Kilometer Höhe absinken, bis endlich etwas zu sehen ist. Ein rotbraunes Meer, einige Hügelketten und Festland werden sichtbar. Heftige Stürme schütteln das Raumschiff. Blitz und Donner erfüllen die Luft, die hauptsächlich aus Kohlendioxid und Stickstoff besteht. Es ist brütend heiß.

In den Wolken der VenusGelandet

Die »Uran« umkreist den Planeten, misst das Magnetfeld und versucht, die Rotationsdauer der Venus zu bestimmen. Im Meer wird ein heller Bereich beobachtet. Schließlich gelingt die Landung.

Die Crew legt die Raumanzüge an und beginnt mit dem Sammeln von Proben. Paläontologe Sinitsyn ist in seinem Element. Endlich hat er eine Aufgabe. Sogar sein sonst so mürrisches Verhalten legt er für eine Weile ab.

Im Laufe des langen Venustages begibt sich eine kleine Gruppe an die nur wenige Kilometer entfernte Küste und untersucht den Uferbereich.

Expeditionsleiter Below ist über das in seinen Augen leichtsinnige Verhalten seiner Untergebenen nicht erfreut. Auch Galja wird von ihm abgewiesen, als sie darum bittet, einen kurzen Unterwasserspaziergang im Meer machen zu dürfen.

Netz mit Loch

Als einige Besatzungsmitglieder kurz darauf ein ausgeworfenes Netz einholen und ein riesiges Loch darin entdecken, wird allen klar, dass die Natur der Venus noch einige böse Überraschungen bereithalten könnte.

TornadoStunden später ziehen dunkle Wolken auf, das Barometer fällt und ein Gewitter kündigt sich an. Der Wind wird immer stärker. Die »Uran« ist bereit, die Gruppe an der Küste abzuholen, kann aber wegen des Sturms nicht landen und wird durch die Luft gewirbelt.

Der Wind erfasst das Raumschiff und schleudert es zu Boden. Auch Galja wird von einer starken Böe erfasst und mitgerissen. Aufgewirbelte Sandmassen begraben die »Uran« und ihre Besatzung unter sich.

Stunden später, der Wind hat nachgelassen, können sich die Raumfahrer befreien und den Schaden begutachten. Die »Uran« ist schwer beschädigt. Der lange Venustag geht zu Ende. Den Raumfahrern bleibt nur noch die sehr lange Nacht, in der die Stürme nachzulassen scheinen, um ihr Raumschiff zu reparieren und im Morgengrauen in den Weltraum zu starten.

Bergung und Reparatur

Alle Besatzungsmitglieder geben ihr Bestes und arbeiten mit vollem Einsatz. In einem beispiellosen Kraftakt gelingt es ihnen, das Raumschiff notdürftig zu reparieren. Professor Sinitsyn steuert sogar unbewusst eine Lösung bei, wie die »Uran« ohne Startbahn in die Luft gebracht werden kann.

Reiseroute zur Erde

Endlich ist es so weit. Die »Uran« hebt ab und fliegt ins All. Da der Start früher als geplant erfolgen muss, kann die »Uran« nur über einen längeren Weg unter Berücksichtigung der Gesetze der Himmelsmechanik in die Nähe der Erde gelangen.

Auf dem Rückflug bestehen die Raumfahrer noch einige Abenteuer, bspw. versagt plötzlich die Mechanik zum Einfangen der rotierenden Kabine. Dann wird das Raumschiff in Erdnähe von einem Meteoriten getroffen. Ein Besatzungsmitglied opfert sich und rettet seine Kameraden vor dem sicheren Tod. Unter großen Schwierigkeiten gelingt die Landung auf der Erde.

Reparatur im AllBeratung

Nach den aufregenden Abenteuern auf der Venus verbringt die Besatzung unerkannt einen Erholungsurlaub in einem Sanatorium. Als Galja bei einem Besuch in Belows Wohnung auf ein Foto von dessen Frau und Kind stößt und ihre Freunde einige Dinge aus der Vergangenheit richtigstellen, wird klar, warum die junge Frau und Below sich so gut verstehen.

Moskau ruftNeue Ziele

Wenige Tage später erhält Igor Below von der Akademie der Wissenschaften einen neuen Auftrag. Zwei Raumschiffe vom Typ »Uran« und ein neuartiges sollen zum Mars fliegen. Für das neue Schiff ist es zugleich ein Testflug. Später soll es zu einer noch viel weiteren Reise aufbrechen, nämlich zum Saturn…

Hintergrund

»Дети Земли« (»Kinder der Erde«) erschien erstmals 1960 in gebundener Form und als Taschenbuch. Die wunderschönen Illustrationen stammen von Nikolai Iljitsch Grischin.

2018 wurde die Erzählung in der Anthologie »Звёздная одиссея« (»Sternenodyssee«) neu aufgelegt.

Persönliche Wertung

Ich bin zufällig auf das Buch gestoßen, als ich den Blog von Wladimir Larionow gelesen habe. Seine Beschreibung hat mein Interesse geweckt und ich wurde nicht enttäuscht.

»Дети Земли« ist eine spannende klassische Science-Fiction-Erzählung, die eine Reise zum Planeten Venus beschreibt. Leider gibt es keine deutsche Übersetzung.

Der Autor, Georgi Bowin, war sowjetischer Ingenieur und daher in der Lage, komplexe technische Details leicht verständlich zu erklären. Die Erzählung ist wendungsreich und fesselt den Leser von Anfang bis Ende.

Die acht Hauptfiguren sind allesamt wunderbare Charaktere. Igor Below erweist sich als wahrer Anführer, der die Mannschaft durch viele Gefahren führt und das Vertrauen seiner Untergebenen genießt. Olga Petrowa ist die stets freundliche, aber auch strenge Ärztin, die sich gewissenhaft um die Gesundheit der gesamten Besatzung kümmert.

Galina, eine junge, hochintelligente Wissenschaftlerin, ist eine sympathische Heldin, deren Schicksal berührt und der man gönnt, dass sie am Ende ihren Vater wiederfindet.

Und Professor Sinitsyn, ein anfangs griesgrämiger alter Mann, der durch seine Art Konflikte mit den anderen Besatzungsmitgliedern provoziert, wandelt sich vom egoistischen und mürrischen Wissenschaftler zum fürsorglichen Helfer und späteren Helden, der sein Leben für seine Kameraden hingibt. Sein Schicksal berührt den Leser umso mehr, als er den Grund für das anfängliche Verhalten des Professors erfährt.

Behutsam lässt der Autor die Entwicklung der Zuneigung zwischen Maxim und Mascha zu. Es ist interessant zu beobachten, wie diese zarte Liebe das Wesen der beiden verändert und ihnen hilft, in bestimmten Situationen über sich hinauszuwachsen.

Die Geschichte ist nicht nur spannend, sondern auch lehrreich. Der Leser erfährt viele interessante Episoden aus der Wissenschaftsgeschichte, z.B. wie Laplace bei dem berühmten Mathematiker d’Alembert vorstellig wird und durch seine ungewöhnlich schnelle Lösung komplizierter Aufgaben dessen Unterstützung gewinnt.

Der Autor verbindet wissenschaftliche Fakten mit seiner eigenen Fantasie und schafft so eine faszinierende Welt voller Abenteuer und Geheimnisse.

»Дети Земли« ist eine Erzählung, die jeden an klassischer Science-Fiction interessierten Leser begeistern kann. Ihre Helden sind ganz normale Menschen, die sich in außergewöhnlichen Situationen bewähren müssen.

Mir gefallen auch so kleine Details wie der Moment, in dem die Frau von Sinitsyn ihrem Mann noch letzte Verhaltensregeln gibt, oder wie Herr Petrow versucht, seine Frau zu überreden, doch nicht am Flug zur Venus teilzunehmen. Und was er in der Zwischenzeit so treibt, während seine Olga gefährliche Abenteuer erlebt, darauf muss man erst einmal kommen...

Leider konnte der Autor die geplante Fortsetzung - eine Reise zum Saturn - nicht mehr vollenden.

Die Erzählung ist trotz ihrer Schwächen ein interessantes Beispiel für die sowjetische Science-Fiction-Literatur der 1950er Jahre und verdient es, nicht in Vergessenheit zu geraten.

Zum Buch

 Originaltitel:  Дети Земли (Kinder der Erde)
 Autor:  Georgi Bowin
 Verlag:   Sowjetrussland, 1960
 Seitenzahl:  288
 Ausgabe:  Gebunden und Taschenbuch

Quellen

[1] Дети Земли (Kinder der Erde) – Georgi Bowin, Verlag »Sowjetrussland«, 1960

[2] Лаборатория Фантастики – Kinder der Erde

[3] Wladimir Larionow über Bücher, Filme und mehr... – Blog

[4] Die Illustrationen wurden vom bekannten Grafiker © Nikolai Iljitsch Grischin gezeichnet.

Die Informationen und Illustrationen der russischen Originalausgabe stammen von ПУБЛИЧНАЯ БИБЛИОТЕКА.

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