07.08.2023

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Звездные корабли (Sternenschiffe)

Nur ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Alexej Petrowitsch Schatrow, Professor für Paläontologie, erhält ein Päckchen des jungen chinesischen Wissenschaftlers Tao Li.

Auf den darin erwähnten Brief mit Erklärungen wartet er jedoch vergeblich, denn der junge Mann wird von Anhängern Chiang Kai-sheks ermordet.

Das Päckchen erinnert Schatrow an seinen ehemaligen Studenten Viktor. Dieser hatte nach einem Wechsel zur Astronomie an einer kosmologischen Theorie über die Bewegung des Sonnensystems innerhalb der Milchstraße gearbeitet.

Viktor ist in einer großen Panzerschlacht gefallen und kann, wie in einem Brief angekündigt, seine Aufzeichnungen nicht mehr an seinen Lehrer schicken. Professor Schatrow besucht deshalb mit Viktors ehemaligem Kommandeur den Ort der Panzerschlacht, findet den zerstörten Panzer und das darin versteckte Notizbuch.

Nun brütet er über den Berechnungen seines ehemaligen Studenten. Die Ergebnisse scheinen zu stimmen. Aber Schatrow ist müde und weiß nicht, was er damit anfangen soll.

Professor Schatrow

Also geht Alexej Petrowitsch zu einer nahe gelegenen Sternwarte und lässt sich die in Viktors Manuskript erwähnten Himmelsausschnitte im Teleskop zeigen. Er sieht Teile der Milchstraße, das hinter dunkler Materie verborgene Zentrum der Galaxis und den Andromedanebel. Der Anblick des Sternenhimmels gibt dem Professor neue Kraft und Motivation, er fühlt sich geistig erfrischt und beflügelt.

Etwa zur gleichen Zeit befindet sich Schatrows langjähriger Freund und Kollege, Professor Ilja Andrejewitsch Dawydow, in einer kleinen Hafenstadt auf Hawaii. Er hat an einem Kongress von Geologen und Paläontologen in San Francisco teilgenommen und will nun mit dem Dampfer »Witim« nach Hause zurückkehren. Genau in diesem Moment nähert sich ein gewaltiger Tsunami der Inselgruppe.

Die »Witim« kann rechtzeitig in See stechen und übersteht die Flutwelle fast unbeschadet. Danach kehrt der Dampfer in den Hafen zurück. Dawydow und die Matrosen helfen den Überlebenden des Unglücks.

Als der Dampfer schließlich die Heimreise antritt, hält der Professor der Besatzung einen kurzen Vortrag über die Entstehung von Tsunamis. Dawydow gehen viele Gedanken durch den Kopf. Er grübelt über Vorgänge im Erdinneren und wie sie ausgelöst werden. Ilja Andrejewitsch erinnert sich auch daran, dass in Gebieten, in denen Gebirge entstanden sind, besonders viele Fossilien von Dinosauriern gefunden wurden.

Einige Zeit später, Dawydow ist inzwischen zu Hause angekommen, erscheint Professor Schatrow im Büro seines Freundes. Er hat etwas mitgebracht, das Päckchen von Tao Li. Darin befinden sich zwei Dinosaurierknochen, die sofort Dawydows Interesse wecken.

Dawydow und Schatrow

Die Funde sind einzigartig, da sie ungewöhnliche ovale Löcher aufweisen, die künstlichen Ursprungs sein müssen. Es sieht so aus, als ob die Löcher in das lebende Tier gebohrt wurden.

Jemand hat diese Dinosaurier mit einer Waffe gejagt. Aber damals gab es noch keine Menschen. Die beiden Wissenschaftler schließen daraus: Außerirdische haben die Erde vor etwa 70 Millionen Jahren besucht und die Tiere getötet.

Schatrow erinnert sich an Viktors Theorie. Sie besagt, dass sich unser Sonnensystem auf seiner langen Reise um das Zentrum der Galaxis immer wieder anderen Sternen und Sonnensystemen nähert. Viktor hatte berechnet, dass die letzte Annäherung zwischen der Erde und einem solchen System vor siebzig Millionen Jahren stattgefunden haben muss. Auf diese Weise sei es den Außerirdischen gelungen, den Abgrund zwischen den Welten zu überwinden und »von ihrem System in das unsrige zu gelangen, wie man auf dem Ozean von Schiff zu Schiff gelangt«.

Den beiden Gelehrten ist klar, dass es für diese Theorie handfeste Beweise braucht. Das Gebiet, in dem Tao Li seine Entdeckung machte, die östlichen Ausläufer des Himalaya, ist für sowjetische Forscher nicht zugänglich. Dawydow bemüht sich vergeblich um eine Genehmigung, dorthin reisen zu dürfen. So beschließen sie, Ausgrabungen in Gebieten Zentralasiens durchzuführen, die ähnliche kreidezeitliche Ablagerungen aufweisen.

Schatrow erhält die Aufgabe, sich mit Fragen zur Biologie der Außerirdischen zu beschäftigen. Er soll Vermutungen darüber anstellen, wie die Außerirdischen ausgesehen und was sie auf der Erde gesucht haben könnten.

Dawydow selbst übernimmt die Organisation der Ausgrabungen. Da erreicht ihn die Nachricht des Geologen Kolzow, dass in den Tälern des Tien Shan mit dem Bau eines ganzen Netzes von großen Kanälen und Kraftwerken begonnen wurde. An zwei Stellen seien bereits Ansammlungen fossiler Knochen gefunden worden.

In den ersten Wochen verläuft die Suche erfolglos. Schatrow ist entmutigt und denkt daran aufzugeben. Dawydow hingegen ist überzeugt, wenn er das Rätsel jetzt nicht löst, wird es ihn den Rest seines Lebens beschäftigen und keine Ruhe lassen.

Auf dem Weg zur AusgrabungDer Fund

Schließlich findet der Forscher Staroschilow Dinosaurierskelette mit seltsamen Verletzungen. Die Schädel weisen schmale, ovale Löcher auf. Der Fundort scheint besonders vielversprechend zu sein. Schweres Gerät und zahlreiche Arbeiter werden herbeigerufen. Die intensive Suche hat schließlich Erfolg: Unter dem riesigen Schädel einer Raubechse kommt ein Artefakt zum Vorschein, das wie der Panzer einer fossilen Schildkröte aussieht.

Dawydow erkennt, dass es sich um den Schädel eines unbekannten Tieres handeln muss. Vorsichtig wird der Fund ausgegraben. Es ist der Schädel eines menschenähnlichen Wesens. Weitere Skelettteile können nicht geborgen werden.

Nach seiner Rückkehr informiert Dawydow seinen Freund über den Fund. Dieser eilt nach Moskau. Bevor sie den Fund gemeinsam untersuchen, teilt Alexej Petrowitsch seine Überlegungen zur Biologie der Außerirdischen mit.

Eine außerirdische Intelligenz könne sich nur auf einem Planeten mit erdähnlichen Eigenschaften entwickeln, darin sind sich die beiden Gelehrten einig. Das ideale Gefäß für einen hochentwickelten Geist ist ihrer Meinung nach nur der menschliche Körper.

Der Schädelfund bestätigt ihre Überlegungen. Die Schädelknochen sind dunkelviolett gefärbt und enthalten als Grundbaustein nicht Kohlenstoff, sondern Silizium. Anstelle der Nase ist eine dreieckige Furche zu sehen, und der Kiefer ähnelt eher dem Schnabel einer Schildkröte.

Begutachtung des Schaedels

Zwei Metallfragmente aus dem seltenen Element Hafnium und eine kreisrunde Scheibe aus Tantal, die bei dem Schädel gefunden wurden, nimmt Professor Schatrow dann genauer unter die Lupe. Er glaubt, etwas gesehen zu haben und lässt sich von Dawydow etwas Reinigungsmittel geben.

Das Bildnis

Nach dem Polieren der Scheibe blicken die beiden Gelehrten auf ein scharfes, dreidimensionales und vergrößertes Porträt eines Außerirdischen.

Das Gesicht»Aus der Tiefe der völlig durchsichtigen Schicht blickte ihnen, durch einen unbekannten optischen Trick auf natürliche Größe vergrößert, ein fremdartiges, aber zweifellos menschliches Gesicht entgegen. Durch eine unbekannte Methode wirkte das Bild plastisch und vor allem - ungewöhnlich - unglaublich lebendig. Es schien, als blicke sie ein lebendes Wesen an, nur getrennt durch die durchsichtige Wand einer optischen Linse. Und vor allem, alle anderen Eindrücke verdrängend, starrten die riesigen, wulstigen Augen aufmerksam. Sie waren wie Seen des ewigen Geheimnisses des Universums, durchdrungen von Intelligenz und intensivem Willen, zwei mächtige Strahlen, die durch die gläserne Barriere hindurch in die unendliche Weite des Raumes drangen. In diesen Augen leuchtete das Licht des unermesslichen Mutes des Geistes, der sich der unerbittlichen Gesetze des Universums bewusst war und ewig in der Qual und der Freude der Erkenntnis schlug.«

Hintergrund

Die Erzählung »Звездные корабли« (»Sternenschiffe«) erschien erstmals 1948 im Verlag »Детгиз« in der Reihe »Библиотека научной фантастики и приключений« (»Bibliothek für Science Fiction und Abenteuer«) in russischer Sprache. Umschlag- und Innenillustrationen stammen von Dimitri Dubinski.

Unerwartet für den Autor selbst wurde die Erzählung zum meistübersetzten seiner Werke: Bis Dezember 1950 waren bereits sechs fremdsprachige Übersetzungen erschienen. Eine deutsche Ausgabe war geplant, kam aber nicht zustande.

Wie es zur Entstehung der Erzählung kam und welche Kontroversen dadurch ausgelöst wurden, kann in dem Artikel zu »Звездные корабли« in der russischen Wikipedia nachgelesen werden.

Persönliche Wertung

»Звездные корабли« (»Sternenschiffe«) ist eine beeindruckende Science-Fiction-Erzählung. Der Autor beschreibt auf poetische Weise den Kontakt zwischen zwei Welten, der nur einmal in Millionen von Jahren stattfinden kann, weil unsere Sonne auf ihrer Reise um das Zentrum der Galaxis nur gelegentlich in die Nähe anderer Sterne kommt.

Bei einer Reise zu einer fremden Welt sind also die Sterne (daher »Sternenschiffe«) das eigentliche Transportmittel, weil die Entfernungen zwischen ihnen sonst unüberwindlich groß wären. Diese Vorstellung hat für mich etwas Magisches und sehr Faszinierendes und regt die Phantasie an.

Meiner Meinung nach stellt der Autor wissenschaftliche Themen überzeugend und eindringlich dar. Die beiden Helden sind Forscher, die sich in ihrer Leidenschaft für ihre Arbeit, ihrem Wunsch, Unbekanntes zu entdecken und ihrem Land zu helfen, auch von Rückschlägen nicht unterkriegen lassen, sondern fleißig weiterarbeiten und schließlich Erfolg haben.

Die logische Herangehensweise an verschiedene wissenschaftliche Probleme beeindruckt mich am meisten und macht für mich den besonderen Reiz der Erzählung aus. Argumente werden sinnvoll vorgebracht und zu einer Kette verbunden, so dass ein starker und überzeugender Gedankengang entsteht, der die Lösung des Rätsels um die Außerirdischen nachvollziehbar macht.

Die Art und Weise, wie sich die Wissenschaftler mit Fragen der extraterrestrischen Biologie auseinandersetzen, ist beispielhaft. Sie begreifen die Außerirdischen als denkende und fühlende Wesen. Sie fragen sich, was diese Wesen damals bewegt haben mag, ob sie so etwas wie Liebe oder Sehnsucht kannten, ob sie eine Vorstellung von Schönheit hatten. Als die Forscher auf die polierte Scheibe blicken, sehen sie in ein Gesicht, das nicht menschlich ist, aber die Augen des Wesens spiegeln seine hohe Intelligenz und seinen Wissensdurst wider.

Ich bin beeindruckt von der Emotionalität und Intensität der Diskussionen zwischen den Gelehrten, aber auch davon, dass sie bei aller Heftigkeit nicht vergessen, dass sie Freunde sind. Die Professoren sind mit ganzem Herzen bei der Sache und suchen nach der Lösung des Rätsels. Konkurrenzdenken gibt es zwischen ihnen nicht. Dawydow lässt seinen Freund gerne am Erfolg teilhaben.

Mir gefällt, wie Dawydow mit seinen Studenten umgeht. Nicht zu Unrecht fragen sie, ob es nicht sinnvoller wäre, eine andere wissenschaftliche Disziplin zu wählen, die mehr dem Zeitgeist und den aktuellen Bedürfnissen der Gesellschaft entspricht. Seine Antwort ist voller Weisheit: Die Wahl des Faches ist nicht entscheidend, wichtig ist, dass man mit aller Kraft nach Wissen und Erkenntnis strebt.

Es ist sehr spannend, den Fortgang der Handlung zu verfolgen, weil die Ereignisse, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, am Ende doch zusammenhängen und zu einem klaren Ziel führen.

»Звездные корабли« ist eine ebenso packende wie berührende Erzählung. Sie verbindet Wissenschaft und Poesie zu einer einzigartigen Vision: Zivilisationen reisen mit Sternenschiffen durch den Kosmos und gelangen so zu anderen Welten. Nicht umsonst ist es eines der bekanntesten Werke des Autors Iwan Jefremow.

Zum Buch

 Originaltitel:  »Звездные корабли« (Sternenschiffe)
 Autor:  Iwan Jefremow
 Verlag:   »Детгиз« 1948
 Seitenzahl:  80
 Ausgabe:  Gebunden

Quellen

[1] Звездные корабли – Iwan Jefremow, Детгиз 1948

[2] »Звездные корабли« - russische Wikipedia (Stand 07.08.2023)

[3] Лаборатория Фантастики - Звездные корабли

[4] Die Illustrationen wurden von © Dmitri Dubinski gezeichnet.

Die Informationen und Illustrationen der russischen Originalausgabe stammen von ПУБЛИЧНАЯ БИБЛИОТЕКА.

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